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Mitteilungen der Gemeinde

21.10.2021

Erinnerung an NS-Verfolgung: Ehemaliger Zepernicker besuchte Elternhaus

Michael (Mike) Benning hat eine bewegte Geschichte. Als kleiner Junge lebte der heute 88-Jährige gemeinsam mit seiner Familie in Zepernick. In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sie aus rassischen Gründen verfolgt. 1939 wurden zunächst zwei Schwestern und dann er durch sogenannte „Kindertransporte“ zu Pflegefamilien nach England in Sicherheit gebracht, während die Mutter Anneliese mit drei jüngeren Kindern 1943 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Sie und die Kinder überlebten das Lager. Vater Wolfang, in den 1920er und Anfang der 30er Jahre u.a. als Theaterkritiker tätig, war im selben Jahr in das Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz deportiert worden, wo er Zwangsarbeit leisten musste und schließlich ums Leben kam.

Im Oktober dieses Jahres kamen Mike und seine Frau Pam aus New York zu Besuch nach Panketal. Gemeinsam mit dem ehemaligen Gemeindevertreter Martin Jehle und Autor Walter Seger besuchten sie das Haus in der Goslaer Straße 8, wo Michael Benning einen Teil seiner Kindheit verbrachte. Dabei kamen viele Erinnerungen hoch. Unter anderem daran, dass seine Familie als jüdisch „gebrandmarkt“ war und er deswegen beschimpft wurde: „Als Kind wusste ich nicht, was jüdisch bedeutete. Ich wusste nur, dass ich etwas war, das andere Leute hassten.“ Der Abschied von seinem Vater ist ihm ebenfalls in Erinnerung: „Papa hat uns vom Bahnsteig aus zugewinkt als wir mit anderen Kindern nach England gebracht wurden. Es war das letzte Mal, dass ich ihn sah.“ Mit dem Zug ging es bis Hoek van Holland, heute ein Stadtbezirk von Rotterdam, von dort weiter mit der Fähre nach Dover und schließlich mit der Bahn nach London, wo Mike in die Pflegefamilie kam. Ende der 1940er Jahre kehrte er zurück zu seiner Mutter und den Geschwistern in Deutschland. Er machte sein Abitur in Berlin, begann ein Studium an der Freien Universität, lernte in Berlin eine Amerikanerin kennen, die er heiratete und 1961 mit ihr in die USA auswanderte, wo er bis heute lebt.

Im Anschluss an den Besuch seines Elternhauses empfing Bürgermeister Maximilian Wonke die Gruppe im Panketaler Rathaus. Neben der Lebensgeschichte von Mike Benning ging es auch um Stolpersteine, die in die Erde gelassenen Gedenktafeln, die an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. In Panketal gibt es zwei davon, die durch das Engagement von Martin Jehle im Mai 2006 verlegt wurden. Sie erinnern vor dem Wohnhaus in der Poststraße 8 an die Eheleute Löwenthal, die 1942 verschleppt und ermordet wurden. „Stolpersteine sind eine tolle Maßnahme, um daran zu erinnern, dass deutsche Geschichte in ihrer schwärzesten Stunde auch in unserem Ort stattgefunden hat“, sagte der Bürgermeister bei dem Treffen. Vor dem Elternhaus von Mike Benning gibt es noch keinen Stolperstein, aber vielleicht ändert sich das bald. „Es wäre schön, wenn diese Art des Erinnerns in Panketal weiter voran getrieben wird.“

Zum Schluss ein Veranstaltungshinweis: Am 11.11.2021 findet in der Aula der Grundschule Zepernick Panketal, Schönerlinder Str. 47, um 19.00 Uhr eine Veranstaltung zu dem Buch „Die jüdischen Bewohner in Zepernick 1933 – 1945“ von Walter Seger statt. Anmeldung und weitere Informationen unter www.kunstbrueckepanketal.de oder unter 030/98319876.

Benning vor Elternhaus Web
Gruppe im Büro Web